Sisters in Motion - Lesbische Satire

Da sage noch einmal jemand, Lesben hätten keinen Humor -- wobei ja auch das Bild des humorlosen, verknöcherten politisch korrekten Wesens eher der Feministin an sich (egal welcher sexuellen Orientierung) angehängt wird. Nun, wer auch immer Zweifel über die selbstironischen Fähigkeiten der lesbischen Spezies hegt, wird mit Sisters in motion eines Besseren belehrt. Sofern dies nicht schon mit Stefanie Kuhnens Rettet die Delphine geschehen ist.

Mit Sisters in motion jedenfalls findet die geneigte Lesbe viel Bekanntes aus ihrem Leben wieder -- seien es Szenen aus der Szene, Merkmale einer lesbischen Langzeitbeziehung oder Tricks und Fallen von Kontaktanzeigen. Es gibt viel zu lästern und dem kann sich kaum ein Lesbentypus entziehen: Weder die dykes on bikes noch die pc-Lesben, die butches, die femmes, die Trägerinnen einer Lesbeneinheitsbrille und des Lesbeneinheitsschnitts, die Katzenhalterinnen, die Feld-, Wald- und Wiesenlesben, die Gender-Anhängerinnen oder die Chatlesben. Die Beiträge stammen von Autorinnen, wie der ehemaligen taz-Chefredakteurin Klaudia Brunst, der Kabarettistin Kordula Völker oder der Autorin Ariane Rüdiger (Frosch, Aszendent Tausendfüßler).

Meine absolute Lieblingsgeschichte heißt "Spezies" von der Amerikanerin Jorjet Harper und beschreibt das Liebesleben der peitschenschwänzigen Wüsteneidechse(!). Dieses wundersame Tier nämlich pflanzt sich durch Parthenogenese fort und könnte somit zum neuen Symbol der Lesbenbewegung mit Kinderwunsch werden. Wird es aber nicht, da Wissenschaftler die sexuellen Aktivitäten dieser Spezies als "Pseudosex" bezeichnen: eine schlüpft in die Rolle des Männchens, und -- Sex hin, Sex her -- beide bleiben jungfräulich, obwohl sie sich (Zitat!) "gegenseitig das Reptilienhirn weggefickt haben". Herrliche Fallstudien aus dem Tierreich! Aber fast genauso gut ist das "queere" Interview von Kordula Völker, das den Moderator irgendwann daran zweifeln lässt, ob er nun Mensch oder Ameise, hetero, schwul oder lesbisch ist. Aber bevor ich zu viel verrate -- selber lesen, Spaß haben und (das gilt für die lesbischen Leserinnen) des öfteren mal ertappt fühlen!