Night of the Devils NL VHS-Video

Der Film hatte meine Erwartungen, die ich aufgrund diverser guten Kritiken hatte, noch weit übertroffen. Er war einfach Gruselatmosphäre pur und ein paar Splattereinlagen hatte er auch noch!! Ich hatte mir zum Vergleich auch nochmals die Erstverfilmung Wurdelak aus Mario Bavas Die drei Gesichter der Furcht angesehen und muss sogar gestehen, das mir Night of the Devils sogar besser gefallen hat!! Etwas, was ich vorher nicht für möglich gehalten hätte. Aber dass die Story im Remake einfach mehr Zeit hat sich zu entfalten, nämlich gut 90 Minuten, kommt ihr nur zu Gute! Hatte ich bei Bavas Episodenverfilmung im Vergleich zum Titania-Hörspiel(Die Familie des Vampirs) schon das Gefühl, Bavas Version gallopiere nur so durch die Handlung, wurde der Eindruck im Vergleich der beiden Filme nur noch verstärkt. Auch wenn Bavas Version näher an der Original-Story Aleksey Tolstois ist(der Schluß war aber auch geändert), so wirkt das Remake von Giorgio Ferroni wesentlich runder und stimmiger. Der Film hat auch einen ganz anderen Schluß als die Bava-Episode, welchen ich wesentlich gelungener finde. Wer sich den Film nicht durch Spoiler verderben möchte sollte nicht weiterlesen:
Nicola, der sich am Ende des Filmes immer noch in der Anstalt befindet, wird vor Angst halb wahnsinnig, als Sdenka zu ihm in die Anstalt kommt. Nachdem er vor ihr geflüchtet ist und sich auch von seiner Zwangsjacke befreit hat, tötet er Sdenka im Glauben sie sei eine Vampirin. Wie sich aber herausstellt, war Sdenka nie eine Vampirin und zerfällt auch nicht. Ich deute den Schluß allerdings nicht so, wie er in dem Band Die Angst sitzt neben dir interpretiert wird!
Ich zitiere:
Erst in dem bitter-ironischen Ende offenbart sich dann, daß man die ganze Zeit über der kranken Phantasie eines Irren aufgesessen ist.

Ich hingegen denke nach mehrfachem Sehen des Films nicht, dass die ganzen vorherigen Geschehnisse nur die Phantasien eines Irren waren. Denn auch wenn Nicola zum Schluß fast verrückt vor Angst ist, so ist auch im vorherigen Rückblick der Ereignisse Sdenka nie als Vampirin in Erscheinung getreten! Als er zur Hütte zurückkehrt und die meisten Familienmitglieder als Vampire vorfindet, so befindet sich Sdenka getrennt von den anderen und trägt auch ein Kreuz um den Hals(ein Unding für Vampire). Dass sie sich etwas seltsam verhält, ist wohl eher dadurch zu deuten, dass sie eine unglaubliche Angst hat. Ihre vampirisierte Familie befindet sich auch komplett außerhalb der Hütte, so deute ich die Sache, dass sie Nicola versucht zu überreden in der Hütte zu bleiben so, dass sie ihn vor den Vampiren bewahren und nicht etwa beißen will. Diesbezüglich gibt es nämlich keine Andeutung. Und wenn man jetzt weiter davon ausgeht, dass Sdenka also den ganzen Film über nie als Vampirin aufgetreten ist, so ist es doch viel schlüssiger anzunehmen, dass Nicolas Irrtum, Sdenka sei eine Vampirin, erst durch seinen Schock und seine große Angst aufgrund der tatsächlichen Konfrontation mit den Vampiren zu Stande kommt und nicht etwa die Phantasien eines Irren sind.Tatsächlich ist diese Story also noch weitaus dramatischer und tragischer als es in Die Angst sitzt neben dir geschildert wurde! Als Irrer wäre er auch nicht in der Lage seinen Fehler zu erkennen, worauf das Schreien nach Sdenkas Namen und seinem vorherigem Blick in den letzten Sekunden des Filmes hindeutet.
Der ganze Film ist also nichts anderes, als ein packendes, äußerst tragisches Liebesdrama, verpackt als Horrorfilm.
Der Soundtrack unterstreich die Tragik dieser Story noch zusätzlich und bleibt einem noch lange in den Ohren.

Die Darstellerin der Sdenka, Agostina Belli, kommt auch deutlich glaubhafter und natürlicher rüber, als es Susy Andersen noch in der Bava-Version geschafft hatte. Ich empfinde Agostina Belli als Idealbesetzung für die Rolle der Sdenka und sie verleiht der Rolle wesentlich mehr Tiefgang als Susy Andersen.
Wo die Bava-Version allerdings einen eindeutigen Vorteil hatte, war Boris Karloff in der Rolle des Gorca. Zwar macht Bill Vanders seine Sache bei night auch recht gut, aber Boris Karloff wirkt einfach bedrohlicher, ja dämonischer. Es ist aber auch so, dass Gorca im Remake nicht so eine große Rolle spielt wie bei Bava.
Obwohl es sich eindeutig um einen Vampirfilm handelt, so wirken die Untoten doch teilweise eher wie Zombies. Auch bekommt man kein einziges mal die obligatorischen Vampirhauer zu sehen. Und wie schon in einer anderen Review erwähnt wurde, könnte sich Sam Raimi durchaus für seinen Evil DeadWithin the woods von diesem Film inspiriert haben lassen.

Also insgesamt kann ich Night of the Devils nur jedem Horror-Fan, der sich mit italienischen Horror-Filmen anfreunden kann, wärmstens ans Herz legen.
Leider bekommt man den Film aber nur auf einer gebrannten DVD-R von Midnight Video, so dass Bild und Ton leider bei weitem nicht an die einer ordentlichen DVD-VÖ heranreichen. Die Vorlage war wohl ein japanisches Tape, denn der Ton ist englisch mit japanischen Untertiteln.
Also mich hat schon sehr lange kein Film mehr so begeistert. Es ist wirklich eine Schande, dass dieser Film in Deutschland bisher noch nie veröffentlicht wurde. Auch eine deutsche Synchro gibt es bis dato ja noch nicht und ich fürchte es wird sie auch niemals geben, immerhin ist der Film schon aus dem Jahr 1972. Dabei hätte es dieser Film durchaus verdient, mehr beachtet zu werden.
Wünschen würde ich mir aber schon einen offiziellen Release irgendwo auf der Welt, um den Film mal in bester Bild- und Tonqualität zu sehen, Giorgio Ferronis erster Horror-Film ist ja vor noch nicht allzu langer Zeit in sehr guter Qualität offiziell veröffentlicht worden, wenn auch mal wieder nicht in Deutschland.
Nach 34 Jahren hätte ich aber auch nichts dagegen, wenn sich ein Regisseur dieses Stoffes nochmals annehmen würde und eine ambitionierte Neuverfilmung schaffen würde. Tolstois Vampirstory von 1847, immerhin 50 Jahre vor Dracula, hätte es durchaus verdient und besitzt mehr als genug Potenzial.

Abschliessend möchte ich den Film aufgrund seiner herlich gruseligen Atmosphäre, einer hervorragenden tragischen Story und durchweg überzeugenden Darstellern mit einer verdienten vollen Punktzahl bewerten, da ich hier einfach nichts auszusetzen habe und mich gegruselt habe wie schon lange nicht mehr