Die Braut des Prinzen DVD

Um seinem kranken Enkel (Fred Savage) die Zeit zu vertreiben, liest der Großvater (Peter Falk) ihm aus dem selben Buch vor, dass sein Vater ihm vorlas, als er krank war: S. Morgensterns "Die Braut des Prinzen". Das Buch erzählt die Geschichte der Farmerstochter Buttercup (Robin Wright Penn) und ihrer großen Liebe Westley (Cary Elwes), dem Stalljungen. Als Westley, unterwegs in der weiten Welt, um für sich und Buttercup eine Existenz aufzubauen, vom Grausamen Piraten Roberts getötet wird, schwört Buttercup, nie wieder jemanden zu lieben. Das stört den Prinzen Humperdinck (Chris Sarandon), der sich Buttercup zur Braut nimmt, herzlich wenig - braucht er eine Frau doch bloß, um einen Thronerben zu zeugen.
Während eines Ausritts wird Buttercup von dem Banditen Vizzini (Wallace Shawn) und seinen beiden Gehilfen, dem Fechtmeister Inigo Montoya (Mandy Patinkin) und dem Riesen Fezzik (Andre the Giant) entführt - sie planen, Buttercups Leiche an der Landesgrenze zurückzulassen, um einen Krieg zwischen den Nachbarkönigreichen Florin und Guilder zu provozieren. Auf dem Weg zur Grenze wird die Gruppe verfolgt von einem geheimnisvollen Mann in Schwarz, der ein ganz besonderes Interesse an Buttercup hat...

Jede Verfilmung eines Romans muss sich vor allem eines gefallen lassen, und zwar den Vergleich mit der Vorlage. Um es gleich vorwegzunehmen: "Die Braut des Prinzen" hält diesem Vergleich mühelos stand, was auch und vor allem daran liegen dürfte, dass William Goldman selbst seinen Roman "The Princess Bride" für die Leinwand adaptierte. Die Geschichte blieb vollkommen intakt; nur wenig wurde aus Straffungsgründen nicht aus der Vorlage übernommen. Selbst Goldmans Zwischenkommentare haben es in den Film geschafft; verkörpert durch den vorlesenden Großvater und seinen Enkel, die das Geschehen hin und wieder unterbrechen und kommentieren.
Somit ist es dem Autor des Drehbuchs auch zu verdanken, dass der Witz, das Tempo und der Charme des Romans sich ohne Abstriche in der Verfilmung wiederfinden. Die Dialoge sind ironisch und von trockenem Humor durchzogen, der einem mehr als einmal ein breites Grinsen entlockt: z.B. sind der Dialog zwischen Inigo und dem an den Klippen des Wahnsinns hängenden Mann in Schwarz und das folgende Duell eine komödiantische Meisterleistung, nicht weniger Sätze wie "Also wirfst du deinen Fels weg, ich werfe mein Schwert weg, und wir versuchen uns umzubringen wie zivilisierte Leute?". Langweile kommt zu keiner Sekunde auf; das Skript quillt förmlich über vor geistreichen Einfällen, humorvollen Dialogen und teilweise fast schon absurden Situationen. Dabei driftet die Geschichte jedoch zu keinem Zeitpunkt ins Lächerliche ab. Im Gegenteil - es wird stets das richtige Maß an Ernsthaftigkeit bewahrt, das nötig ist, um den Protagonisten Tiefe und Glaubwürdigkeit zu verleihen. So wird beispielsweise die Figur des Inigo Montoya, der seit 20 Jahren den Mörder seines Vaters sucht, zwar den ganzen Film über mit einem dicken Augenzwinkern dargestellt, doch trotzdem kann man nicht umhin, Mitleid mit ihm zu haben, als er dem Mann in Schwarz seine Geschichte erzählt.
Auch den übrigen Machern kann man dafür auf die Schulter klopfen, dass "Die Braut des Prinzen" ein solch kurzweiliges Meisterwerk (ja, das Wort ist hier angebracht) geworden ist. Die Settings (die Außenaufnahmen wurden gedreht wurde im ländlichen England und Irland) bilden eine perfekte Kulisse und schaffen eine wunderbare Atmosphäre. Einigen Szenen sieht man zwar an, dass sie im Studio entstanden sind, doch das tut der Gesamtwirkung keinen Abbruch; die eingefangenen Bilder wirken teilweise fast wie Gemälde. Die Ausstattung ist mehr als gelungen - die Kostüme suchen ihresgleichen: Der Mann in Schwarz überrundet mit seinem Outfit jeden Zorro-Darsteller ohne Schwierigkeiten, der Adel ist in bunte, tuntige Gewänder gehüllt und auch der hinterletzte Bandit sieht überzeugend aus. Ein besonderes Lob muss ich außerdem den Maskenbildnern aussprechen: wer wirklich erkennt, dass sich hinter dem runzligen Zausel 'Miracle Max' der Schauspieler Billy Crystal verbirgt, hat meinen vollsten Respekt.
Ebenso wird musikalisch einiges geboten. Der von Mark Knopfler (Dire Straits) komponierte Score untermalt die Bilder fantasievoll, aber nicht aufdringlich und trägt entscheidend zur Atmosphäre bei; ob romantisch, melancholisch oder heiter - jede Szene wird passend und hochwertig vom Score begleitet. Der Oscar, für den er 1988 nominiert wurde, wäre verdient gewesen.
Der Cast ist bis in die Nebenrollen ebenso prominent wie passend: Robin Wright Penn nimmt man die leicht naive Schönheit vom Lande sofort ab und auch Cary Elwes spielt den Stallburschen/Piraten/Supermann Westley mit beispielhafter Hingabe. Für die Figur des Inigo Montoya hat man in Mandy Patinkin den perfekten Schauspieler gefunden und als den gutmütigen Riesen Fezzik hätte man niemand besseren auswählen können als den verstorbenen Wrestler Andre the Giant. Auf der Schurkenseite sieht es nicht weniger hochwertig aus: Chris Sarandon ist als hinterhältiger Prinz Humperdinck ein schleimiger Kotzbrocken wie aus dem Lehrbuch, ebenso Christopher Guest, der Humperdincks rechte Hand Graf Rugen mit einer arroganten Gestelztheit spielt, die ihresgleichen sucht. Auch die mit kleinen Nebenrollen betrauten Schauspieler Billy Crystal (Miracle Max), Mel Smith (der Albino), Carol Kane (Miracle Max' verhutzelte Ehefrau Valerie) und Peter Cook (der nuschelnde Bischof) drücken dem Film in ihren Szenen ihren Stempel auf.

"Die Braut des Prinzen" punktet in allen Bereichen. Als Literaturverfilmung wird sie dem Roman mehr als gerecht (auch wenn die Hintergründe einiger Charaktere im Vergleich zum Buch aus Zeitgründen auf ein Minimum beschränkt oder ganz unter den Teppich gekehrt wurden), aber auch für sich betrachtet ist der Film ein kleines Meisterwerk für die ganze Familie; eine rundum gelungene Parodie auf das Märchen-Genre sowie die klassischen Mantel-und-Degen-Abenteuer, und dabei gleichzeitig eine filmische Verbeugung vor beidem.