Dr. Thomas Loew - Kriegsschauplatz Gehirn
Oktober 2015: Die Flüchtlingskrise ist in allen Köpfen. Millionen seien schon da, Millionen sollen noch kommen. Vergleiche drängen sich auf: 1945, aber auch 1992, im ersten Fall ebenfalls eine 7 stellige Zahl von Menschen, im Zweiten immerhin über 200.000. Reicht warmes Essen, ein Dach über dem Kopf und eine mittelfristige Perspektive? Wie umgehen mit dem Erlebten: Bedrohung, Misshandlungen, Folter, Flucht, Vertreibung. Schwamm drüber und neu anfangen? In dem hier gekürzten Vortrag wird für Laien verständlich erklärt, wie menschliche Gehirne biologisch ausgestattet sind, um Herausforderungen und Belastungen in sozialer Gemeinschaft zu bewältigen und welche Veränderungen und Konsequenzen Verbrechen, Kriegshandlungen und Katastophen zur Folge haben. Zunächst nicht verständliche Gefühlsregungen oder Verhaltensweisen werden so nachvollziehbar. Auf dieser Basis können wir überlegen und vielleicht auch anbieten, was die tief verletzten Seelen brauchen, um wieder richtig ins Leben zurückfinden zu können. Der Vortragende, Thomas Loew , 54, ist Arzt und seit 15 Jahren Professor für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Chefarzt am Universitätsklinikum Regensburg; er beschäftigt sich schon sein halbes Leben mit der Traumathematik aus unterschiedlichen Blickwinkeln, ob es Folgen von Kriegshandlungen, anderen individuellen Katastrophen oder interaktionelle Probleme seien und mit deren Behandlung. Er versteht es komplizierte neurowissenschaftliche Sachverhalte in verständliche, alltagsnahe Metaphern zu übersetzen.